Hallo

Ich denke gerade über folgende Situation nach:
Beim Start fährt ein Boot mit Backbordsegel fast direkt an der Startlinie lang.
Parallel dazu fährt ein anderes Boot in Lee auch mit Backbordsegel und luvt immer mehr an, bis es das erste Boot berührt.
Das erste Boot hat aber keine Chance auszuweichen, weil es ja die Startlinie noch nicht überqueren darf.
Wie ist hier die Regel?

Hallo Thomas,

Regel 11 gilt auch wärend der Startphase " bei Booten auf gleichen Schlag die überlappen muss sich ein Luvboot von einem Leeboot freihalten"
Die Startlinie stellt kein Hinderniss dar , kann vom Luvboot immer durchsegelt werden ,auch kurz vor dem Start mit dem Nachteil eines eventuellen Frühstarts.
Hier muss man vorausschauend Segeln damit man sich nicht in eine solche Situation begibt.
Insbesondere ein halbwind an der Linie Entlangsegeln, ohne hierbei die am-windsegelnden Leeboote zu beachten, verstösst gegen Regel 11.

Gruss Hans

Ah ok, wieder was gelernt.
Dann kann ich also als Lee Boot versuchen, diese Boote über die Startlinie zu drücken.
Ab wann gilt es als Frühstart? Gibt es da eine feste Regel? 1 Minute vor Start?

Gruß
Thomas

Hallo Thomas,
bei normalen Start gilt folgendes:
Frühstarter ist ein Boot, das sich beim Startsignal mit irgend einem Teil des Bootes auf der Bahnseite der Startlinie befindet und vom Wettfahrtkomitee erkannt und per Segelnummer rückgerufen wird. Ein eventueller "Frühstarter" der nicht vom Wettfahrtkomitee unter Nennung der Segelnummer zurückgerufen wird, gilt nicht als Frühstarter.
Ein erkannter, ausgerufener Frühstarter muss neu starten, indem er, ohne andere Teilnehmer zu behindern (er hat keinerlei Wegerechte), zurück hinter die Startlinie fährt und dann neu startet. (Regel 29.1 mit Zusatz E3.5.)
Bei Start mit Regel 30.1. (1-Minutenregel),- kann vom Wettfahrtkomitee zu jeder Regatta oder Wettfahrt festgelegt und bekanntgegeben werden, gilt folgendes:
befindet sich irgend ein Teil des Bootes während der letzten Minute vor dem Start auf der Bahnseite der Startlinie muss es aussen um eine der Startlinienbegrenzungen fahren bevor es startet. Macht es das nicht und wird vom Wettfahrtkomitee erkannt und als Frühstarter aufgerufen, muss es neu starten, in dem es ohne andere Teilnehmer zu behindern(es hat keinerlei Wegerechte), aussen um eine der Startlinienbegrenzungen fährt und neu über die Startlinie in Richtung Bahnseite startet.


Gruss Hans

Die vorherigen Ausführungen sind korrekt. Dazu noch eine Anmerkung: "als Frühstarter aufgerufen" bedeutet nicht, dass ein Frühstarter explizit angesprochen wird, sondern das die Wettfahrtleitung Flagge X (blaues Kreuz auf weißem Grund) zieht, um einen Einzelrückruf bekannt zu geben.
Der betreffende Übeltäter muß für sich selbst entscheiden, den Start zu wiederholen.

Gruß

Dieter

Hallo Thomas,

Situationen, wie du sie beschreibst, haben wir bei fast bei jeder Regatta – ich meine auch bei der letzten in Rethmar. Wir hatten das auch gelegentlich schon besprochen. Häufig ist der Auslöser der, dass jemand die Startlinie nicht Am-Wind anfährt, wo man sehr einfach durch Öffnen und Dichtholen das Tempo und die Ankunft an der Startlinie steuern kann, sondern dass man von einer Boje kommend zu früh dran ist, dann nicht mehr anhalten kann und mit nahezu geöffneten Segeln die Startlinie runtersegelt und dabei alles was von Lee kommt zusammenschiebt… weil man ja keinen Frühstart machen „darf“.

Ich denke, die Experten hier haben dieser Begründung jetzt nochmal den Zahn gezogen.

Aber weil wir gerade beim Thema sind, habe ich dazu eine Ergänzungsfrage: Mir ist es in der letzten Zeit ein paarmal passiert, dass ich mit etwas Abstand von der Startlinie und offenen Segeln auf der Stelle stehend auf das Startsignal gewartet habe und mir dann zur Abwechslung mal ein Leeboot mit Anlauf zwischen Rumpf und geöffneten Großbaum oder gegen die Leeseite gefahren ist. Vielleicht kann uns ja nochmal jemand erklären, welche Regeln dabei zur Anwendung kommen.

Danke und Grüße
Ralf
GER 388

Hallo Ralf

Es gilt die Regel: Fahrende Boote müssen stehenden Booten ausweichen.
Sobald Du Dich also bewegst in Fahrtrichtung, kann Dich ein Leeboot zum Ausweichen bzw. Protest zwingen.
Die Frage ist also: Wie lange bist Du ein stehendes Boot bzw. ab wann kannst Du ausweichen?

>>> ...und dabei alles was von Lee kommt zusammenschiebt… weil man ja keinen Frühstart machen „darf“.<<<
Und was macht man nun in so einer Situation:
1. Wenn man noch keinen berührt hat, aber die Gefahr besteht?
2. Wenn man wen berührt hat?
3. Wie sollte der Wettfahrtleiter reagieren?

Hallo ,

Zitat von DV im Beitrag #5

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Die vorherigen Ausführungen sind korrekt. Dazu noch eine Anmerkung: "als Frühstarter aufgerufen" bedeutet nicht, dass ein Frühstarter explizit angesprochen wird, sondern das die Wettfahrtleitung Flagge X (blaues Kreuz auf weißem Grund) zieht, um einen Einzelrückruf bekannt zu geben.
Der betreffende Übeltäter muß für sich selbst entscheiden, den Start zu wiederholen.

Gruß

Dieter

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Hallo!

Danke an alle! Ein wichtiges Thema, damit mal Klarheit geschaffen wird und mit den Gerüchten aufgeräumt wird.

Lee vor Luv!

Folgende Anmerkungen eines im Punkt Regattasegeln Lernenden (ich):

1. Das Runtersegeln auf der Startlinie mit halbem Wind ist auch auf BB-Bug sehr riskant und die Ausrede "ich darf ja keinen Frühstart machen" wenn man über die Startlinie hochgeluvt wird ist Unsinn.
Ein in LUV seglendes Boot darf sogar an den Startbojen beim Start "abgestreift" werden.
Bei den Zielbojen ist dies anders! Da muß zuminestens bei rechtzeitiger Überlappung Raum gewährt werden.

2. Wirklich stehende Boote habe ich beim RC-Laser noch nie gesehen. Die bewegen sich immer, häufig auch rückwärts. Trotzdem wäre eine Klärung der Regeln durch die Experten bezüglich der Fragen "stehen", "rückwärts fahren oder abtreiben", "manövrierunfähig" hilfreich.

3. Einfach in ein ausweichpflichtiges Boot reinzufahren ist auch nicht erlaubt. Damit dies beim nahezu unkaputtbaren RC-Laser auch praktiziert wird, darf die Ausrede der Falsch-Segler "ist doch nichts passiert" , wenn das Wegerechtsboot ausweicht um eine Kollision zu vermeiden, von der Wettfahrtleitung/Schiedsrichter nicht akzeptiert werden,.Auch Hinweise der Offiziellen an den Ausweichenden, der eigentlich Vorfahrt hat "da war doch Platz genug" sind wenig hilfreich. RC-Segler sitzen nicht im Boot und je nach Perspektive und Entfernung sind solche Sachen oft nicht zu entscheiden. Einem Boot mit Wegerecht muss ein anderes Boot rechtzeitig und deutlich ausweichen - gerade beim RC-Segeln.. Sonst können wir gleich zum Stockcar-Segeln übergehen.
Anmerkung für die Jüngeren: Stockcarrennen waren in den 70igern die Autorennen mit Schrottwagen, wo es auch darum ging andere möglichst spektakulär zu rammen.

4. Wenn mehrere (3 oder mehr) Boote parallel auf gleichem Bug segeln und das am weitesten in Lee segelnde anluvt, dann muss es vom ersten in Luv segelnden Boot Raum verlangen und diesem Zeit geben. Dies in der Mitte segelnde Boot muss dann wiederum von dem ganz in Luv segelndem Boot Raum verlangen, damit es dem ganz in Lee segelndem Raum gewähren kann, also muss es die Forderung/Protest quasi weiterreichen. (Richtig?)
Auf jeden Fall eine sehr zeitraubende Prozedur. Man sollte rechtzeitg Kontakt mit den parallel segelnden Booten aufnehmen und sich absprechen. Einfach anluven und in die Luv-Boote reinfahren kann nicht richtig sein.

5. Insgesamt müssen sich alle, trotz Wettkampfstress und Adrenalinschüben an den obersten Grundatz des Regattasegelns halten. Und der heißt Fairness[WR2]

6. Als Wettkampfleiter ist es oft nicht zu entscheiden, wer letztlich Schuld und Auslöser einer Rudelbildung an der Startlinie ist - da bleibt nur der Abbruch des Starts und die "ernste" Ansprache. Als nächste Maßnahme fällt mir dann nur noch die Disqualifikation zur Nervenberuhigung ein.

7. Segeln ist kein Kontaktsport und das gilt auch für RC-Boote!!


8. Für Ratschläge und Hinweise wäre ich dankbar - auch welche Wünsche man an Wettfahrtleitungen hat.

Gruß Hans

Da in letzter Zeit doch vermehrt Regelfragen im Forum aufgetaucht sind, hier ein Geschenktipp für Weihnachten ;). Buch von Eric Twiname und Bryan Willis Titel: Die Wettfahrtregeln - Segeln- 2017-2020.
Das Buch ist sehr anschaulich geschrieben und ein sehr gutes Nachschlagewerk für viele Situationen auf den Regatten.

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins 2019

wünschen Wilhelm und Gabi

Ein gutes Buch zu Weihnachten kann nie falsch sein.

Es wäre natürlich trotzdem super, wenn im Forum einer DSV RC-Segelklasse ein erfahrener Regelprofi mal etwas Licht in die angesprochenen Vor-Start Situationen bringen könnte. Darf man einem Boot, das mit offenen Segeln vor der Startlinie wartet, in die Leeseite fahren, weil sich das wahrscheinlich etwas bewegt und man gleichzeitig laut „Raum“ brüllt, wann ist man Überholer und ab wann greift Lee vor Luv? Und vor allem, wie werden Verstöße geahndet, die viele Sekunden vor dem Start passieren?

Ich habe in Gouda vor Jahren mal M-Boot Starts gesehen, bei denen das ganze Feld mehr als eine Minute lang in Reih und Glied vor der Startlinie auf das Signal gewartet hat und ich habe schon an Europameisterschaften teilgenommen, wo drei Personen die Linie auf mögliche Frühstarts überwacht haben, während in der zweiten Reihe regelmäßig und ungeahndet das Feld zusammengeschoben wurde.

Zwischen diesen beiden Extremen gibt es fast bei jeder Regatta kritische Situationen mit jeweils unterschiedlichen Auslegungen. Die Spanne ist dabei riesig, auch bei den Konsequenzen. Die Engländer erwarten, dass du dich nach einem Foul hinter dem Geschädigten anstellst und woanders wird mit einem „ups“ weitergesegelt, weil „ja noch kein Start war“.

Ich bin mir sicher, dass auch viele andere interessiert mitlesen würden.

Schöne Feiertage und bis zum nächsten Start…
Grüße
Ralf

Danke!

Meinem Vorschreiber kann ich mich nur anschließen.
Was nützt die beste Regelkenntnis wo immer man sie auch herhat, wenn man darüber nicht diskutiert - sich nicht austauscht und zu keinem Konsens kommt?
Auch bei den Entscheidungen zu den Regeln gibt es Auslegungsunterschiede bei den Experten. So sagt ein deutscher Regelfachmann bei der Frage Überlappung bei den Bojen : "Im Zweifelsfall wird Überlappung angenommen" und der andere sagt: "Im Zweifelsfall wird keine Überlappung angenommen" .
Wie denn nun?
Gerade beim RC-Segeln und den großen Sichtweiten wäre es schön, wenn man solche Fragen mehr oder weniger verbindlich klären könnte.
Ich wäre in Punkt Überlappung z.B. dafür im Zweifel keine Überlappung anzunehmen. Das würde die "Drängler" an den Bojen zügeln. Man könnte im Kontaktfall auch dem "Überholer" die Beweispflicht auferlegen, dass die Überlappung oder anderer Bedingungen, die seinen Kurs rechtfertigen könnten, bestanden haben.

Frohe Festtage Hans

Yepp.
Das Blöde ist ja, daß jede unverschuldete Aktion bei den engen und teilweise kurzen Kursen und besonders beim Laser
fast keine Möglichkeit mehr bietet, das wieder gutzumachen.
Besonders ein guter Start ist für den Ausgang und die Chancen in einem Lauf scheinbar sehr wichtig.
Wichtig ist aber auch, daß man es nicht zu eng und zu verbissen sieht. Dann macht es keinen Spaß mehr.
Ganz schwierig, da einen Mittelweg zu finden.
Das Beste wäre wohl, durch viel Training und Übung alle dazu zu bringen, weniger Fehler zu machen (mich eingeschlossen).

Also mir würde es ja schon reichen, wenn man hier dem aufgerufenen Thema entsprechend -ganz klassenunabhängig- die angesprochenen Vor-Start-Situationen klären könnte.
Den Rest dann vielleicht später oder woanders, sonst sehen wir nachher den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr…

Grüße
Ralf

Edit
PS: Thomas, ein guter Start ist immer wichtig, egal in welcher Klasse. Deshalb ist eine Behinderung auch vor dem Start schon so ärgerlich. Trotzdem kann man auch mit einem RC Laser im Feld noch Boden gut machen.